Afghanistan
Großer Zapfenstreich zur Beendigung des Afghanistan-Einsatzes in Berlin
14.10.2021
Der große Zapfenstreich am 13. Oktober 2021 vor dem Bundestag in Berlin zum Ende des Afghanistan-Einsatzes und zu Ehren der eingesetzten Soldatinnen und Soldaten in den letzten 20 Jahren. Es war mir ein Bedürfnis dabei zu sein. Unsere Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee. Als Abgeordnete stehen wir nicht nur für die letzten 20 Jahre in der Verantwortung.
Stellungnahme zur Evakuierung
Das Foto entstand nach einer Einweisung durch deutsch-bilaterale Polizeiteams über den Polizeiaufbau des Landes Afghanistan in Kabul im September 2008 (Fotos: Büro Hagedorn)
25.08.2021
Aktuelle Lage: Mein Statement zur Evakuierung aus Afghanistan
Am 25.08.2021, ab 12:00 Uhr beriet der Deutsche Bundestag über die Lage in Afghanistan und dem damit bereits begonnenen Einsatz der Bundeswehr zur Evakuierung deutscher Staatsangehöriger, Personal der internationalen Gemeinschaft und afghanischer Ortskräfte. Die Debatte kann in der Mediathek des Bundestages unter https://www.bundestag.de/mediathek nachgeschaut werden.
Da mich in der letzten Woche unzählige Briefe und E-Mails zu der Lage in Afghanistan erreichten haben, möchte ich auch hier meine Stellungnahme öffentlich machen.
Ich bin ganz genauso entsetzt und beschämt über die Bilder aus Afghanistan von verzweifelten Menschen, die angesichts der Machtübernahme der Taliban versuchen, das Land zu verlassen. Ich bin Ende Mai 2006 und Anfang September 2008 persönlich zwei Mal in Afghanistan gewesen, um dort unsere Eutiner Soldaten als Aufklärer im Auslandseinsatz wie auch unsere Ausbildungsmission der Bundespolizei zum Aufbau der afghanischen Polizeikräfte in Mazar-I-Sharif, in Kunduz und in Kabul zu besuchen. Damals hatte ich auch intensive Kontakte zu Ortskräften und habe humanitäre Projekte – insbesondere mit und für Frauen – persönlich kennengelernt. Viele meiner SPD-Kollegi*innen haben ebenso Afghanistan regelmäßig besucht und dort enge Kontakte zu deutschen Aufbauhelfer*innen und ihren Ortskräften gepflegt – wir alle fühlen uns angesichts der dramatische Situation in Afghanistan äußerst bestürzt und verantwortlich und tun – gemeinsam mit unserer Regierung – alles, um dem gesellschaftlichen Appell gerecht zu werden.
Menschen auch ohne Visa ausfliegen
Die guten Nachrichten sind immerhin, dass ALLE Personen – auch ohne Reisepass und Visum – am Kabuler Flughafen OHNE Ausnahme ausgeflogen werden und „Visa-On-Arrival-Verfahren“ durchgeführt werden. Dies wird seit Beginn der Luftbrücke von der Deutschen Regierung praktiziert.
Fakt ist leider auch aus meiner Sicht, dass beide Maßnahmen – ebenso wie die Evakuierungen insgesamt – deutlich früher und unbürokratischer hätten organisiert werden müssen. Aber Fakt ist auch, dass der „Bremsklotz“ innerhalb der Bundesregierung dabei über Monate Bundesinnenminister Horst Seehofer war: Das hat nicht nur das Auswärtige Amt, sondern auch das Bundesverteidigungsministerium gegenüber den Abgeordneten in den Sondersitzungen der Ausschüsse letzte Woche bestätigt. Leider wurden erst am 13. August von Horst Seehofers Bundesinnenministerium die Voraussetzungen für die Durchführung von Charterflügen geschaffen. Über sieben Monate blockierte das Innenministerium eine praktikable Lösung für eine Ausreise per Charterflug, bei der benötigte Visa direkt bei der Ankunft in Deutschland erteilt werden können („Visa-on-arrival“). Die SPD hatte innerhalb der Regierung bereits im April eine solche Lösung vorgeschlagen und auch die Innenministerkonferenz der Länder bat im Juni (!) bereits um eine Prüfung dieses Vorgehens. Doch nun gilt der Beschluss der Regierung, dass Papiere erst NACH dem Abflug kontrolliert und Visa auf deutschem Boden erstellt werden können. Zum Check-In reichen auch Papiere z.B. der Arbeitgeber und dass die Namen auf den Listen des Auswärtigen Amtes stehen, die die anderen Ressorts (BMVg, BMI, BMZ) zugeliefert haben. Ich möchte nur zur Vollständigkeit darauf verweisen, dass diese Listen für die zu berücksichtigenden Ortskräfte und ihre Familienangehörige für den Einsatz der Soldaten vom (CDU-geführten) Verteidigungsministerium und für die Polizeieinsätze, die politischen Stiftungen und die humanitären Einsätze der Entwicklungszusammenarbeit von den (CSU-geführten) Ministerien für die Innere Sicherheit und für die Wirtschafts- und Entwicklungszusammenarbeit erstellt werden müssen und auch NUR von ihnen erstellt werden KÖNNEN.
Gerne möchte ich auf ein Interview in der Hamburger Morgenpost vom 18. August von meinem seit vielen Jahren sehr geschätzten SPD-Bundestagskollegen Niels Annen hinweisen, der nicht nur im Oktober 2008 und im November 2015 als außenpolitischer Experte der SPD-Bundestagsfraktion zu Vorträgen und öffentlichen Diskussionen 2 x auf meine Einladung in Eutin war, sondern der seit 2014 als Staatsminister im Auswärtigen Amt tätig ist und am 18. August 2021 in der „Mopo“ mit deutlichen Worten zur aktuellen Situation konkret zitiert wird: Immer wieder erreichen ihn täglich dringende Bitten, diesen oder jenen Namen mit auf die rettenden Listen zu setzen – oft von Hilfsorganisationen, die ihre einheimischen Mitarbeiter aus Afghanistan holen wollen. Jede Meldung, die einigermaßen plausibel erscheint, wird bearbeitet, der Name notiert: (Zitat) „Wer auf einer Liste steht und es durch das Tor in den Flughafen schafft, wird ausgeflogen, egal, welche Priorisierung er hat.“ Die Listen sind lang: Allein die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit zählt knapp 700 afghanische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit ihren Familien ihre Ausreise nach Deutschland beantragt haben.
Respekt für die Soldatinnen und Soldaten
Die Lage vor Ort lässt keinen Zweifel zu, dass die Evakuierungsaktion militärisch abgesichert wird und dass es angesichts der sich überschlagenden Ereignisse in Afghanistan äußerst schnell gehen muss. Das hierfür zwingend erforderliche Bundestagsmandat – wir haben als einziges Land eine „Parlamentsarmee“ – wird heute am 25. August 2021 in einer Sondersitzung des Deutschen Bundestages beschlossen – ich bin schon jetzt gespannt, ob alle demokratischen Parteien diesem – für die Soldaten in Kabul auf dem Flugplatz, in den Flugzeugen und Helikoptern äußerst gefährlichen Einsatz – zustimmen werden. Die drängende Evakuierungsaktion wurde allerdings durch diese verspätete parlamentarische Beteiligung nicht verzögert; weil bei „Gefahr im Verzug“ der Bundestag den Einsatz auch nachträglich – wie im Parlamentsbeteiligungsgesetz festgehalten – mandatieren kann. Wir und die bedrohten Menschen sind unseren Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr aus meiner Sicht zu größtem Respekt verpflichtet, denn diese Luftbrücke ist ein riskanter Einsatz, der die Evakuierung mit Spezialkräften und in enger Abstimmung mit unseren NATO-Partnern absichern soll.
Schlimm genug, dass die Taliban in kürzester Zeit das Land und auch die Hauptstadt Kabul vollständig unter ihre Kontrolle gebracht haben. Dass dieses Szenario offenkundig auch nicht von den Geheimdiensten international so vorhergesehen wurde, ist für uns Abgeordnete vollkommen verstörend und hat auch bereits letzte Woche das Parlamentarische Kontrollgremium (PKK) für die Geheimdienste BND und MAD (der national zuständige Verfassungsschutz spielt hier keine Rolle) kritisch beschäftigt. Auch unsere internationalen Verbündeten haben nicht vermutet, dass 300.000 gut ausgebildete und ausgerüstete afghanische Sicherheitskräfte sich offenbar ohne den geringsten Widerstand den 75.000 Taliban-Kämpfern ergeben und die afghanische Regierung fluchtartig ins Exil ausreisen würde, um die Zivilbevölkerung sich selbst zu überlassen. Das ist und bleibt – nach 20 Jahren Ausbildungs- und Aufbauarbeit – schockierend und wird definitiv im künftigen Deutschen Bundestag aufgearbeitet werden. Aber nun gilt es, unsere deutschen Staatsangehörigen und so viele ehemalige afghanische Ortskräfte wie möglich gemeinsam mit ihren Familien in Sicherheit zu bringen. Zusätzlich sollen auch Menschen- und Frauenrechtsverteidigerinnen und -verteidiger, Journalisten und Kulturschaffende gerettet werden, denen unter den Taliban Gefahr für Leib und Leben droht. Dies ist aktuell gemeinsam mit unseren internationalen Partnern das oberste Ziel, denn Fakt ist: Wir haben eine Fürsorgepflicht für die Menschen und ihre Angehörigen, die für deutsche Einrichtungen gearbeitet und für sich für die Etablierung demokratischer Werte eingesetzt haben. Diese Verantwortung endet nicht mit dem Abzug deutscher und internationaler Kräfte aus Afghanistan.
Seitdem klar war, dass sich auch Deutschland aus Afghanistan zurückziehen muss (weil die US-Amerikaner ein fixes Datum zum Abzug bekannt gegeben hatten, und alle anderen internationalen Truppen OHNE die Amerikaner nicht in Afghanistan bleiben konnten), hat die SPD-Bundestagsfraktion im Frühjahr beim zuständigen Bundesinnenministerium (BMI) darauf gedrängt, dass es praktische Lösungen für die Aufnahme für unsere Ortskräfte geben muss. Auf Druck der SPD kam es immerhin im Juni zur erheblichen Erweiterung und Beschleunigung der Verfahren zur Aufnahme von Ortskräften, indem beispielsweise die Zweijahresfrist aufgehoben und der Zeitraum für Anträge rückwirkend um Jahre erweitert wurde. Im beschleunigten Verfahren wurden bis Anfang August für über 2.400 Personen binnen vier Wochen Visa erteilt. Von diesen Personen waren bereits VOR dem Einmarsch der Taliban in Kabul über 1.900 Menschen – Ortskräfte mit ihren Familien – sicher in Deutschland eingereist.
Bürgerkrieg verhindern
Seit dem 17. August 2021 steht die gemeinsame Luftbrücke mit den USA: Der Afghanistan-Einsatz gilt als bisher größte Evakuierungsmission der Bundeswehr. Nach den anfänglich chaotischen Szenen auf dem Flughafen und dem Rollfeld mit fehlenden Landungsmöglichkeiten für unsere stundenlang kreisenden Flugzeuge, verstärken deutsche Spezialkräfte die Amerikaner bei der Sicherung des Flughafens. Zusätzlich sollen Hubschrauber helfen bedrohte Menschen direkt auf den Flughafen zu bringen. Seitdem sind in 20 Flügen über 2.700 weitere Menschen aus 38 Nationen aus Afghanistan von der Bundeswehr evakuiert worden (beides Stand 23. August 2021 09:00 Uhr). Gleichzeitig wurden bis heute früh 13 Tonnen Hilfsgüter (Baby-Nahrung, Windeln, Hygieneartikel) in Kabul entladen. Nach NATO-Angaben sind bislang mehr als 18.000 Menschen vom Flughafen in Kabul durch die internationale Staatengemeinschaft ausgeflogen worden (Zahlen vom 20.08.). Der Einsatz dauert weiter an.
Die Taliban haben offenbar angekündigt, eine zivile Übergangsregierung zu errichten und mit der internationalen Staatengemeinschaft den Austausch suchen zu wollen. Für den Fall wird die Bundesregierung zusammen mit unseren internationalen Partnern und den Vereinten Nationen zügig vertiefte Kontakte zu einer solchen Regierung aufbauen. Für die Menschen in Afghanistan muss jede Chance genutzt werden, einen erneuten Bürgerkrieg in Afghanistan zu verhindern. Der deutsche Botschafter in Kabul steht in Doha (Katar) bereits mit den Taliban in Kontakt mit dem Ziel, dass Afghanen unter bestimmten Bedingungen Zutritt zum Flughafen erhalten.
Ich stimme zu, dass wir eine sofortige Katastrophenhilfe für Binnenflüchtlinge benötigen. Deshalb hat die Bundesregierung eine Soforthilfe in Höhe von 100 Millionen Euro für Geflüchtete aus Afghanistan bereits bereitgestellt. Mit dem Geld sollen internationale Hilfsorganisationen unterstützt werden, die die Flüchtlinge in den Nachbarländern humanitär unterstützen. Deutschland, Europa und die internationale Staatengemeinschaft dürfen die Anrainerstaaten, die bei vielen Flüchtlingen das 1. Ziel einer Flucht sein werden, bei der Aufnahme und Versorgung afghanischer Flüchtlinge nicht allein lassen. Die Fehler der Vergangenheit dürfen sich nicht wiederholen.#
Das Geschehene aufarbeiten
Noch ist es zu früh, um eine abschließende Beurteilung des 20-jährigen Afghanistan-Einsatzes vorzunehmen. Bei der Komplexität und langen Geschichte des Engagements wird es darum gehen, die Geschehnisse und die Ereignisse angemessen aufzuarbeiten, um daraus Schlussfolgerungen abzuleiten – wie z.B. für Mali. Die SPD-Bundestagsfraktion hat in einem im Juni verabschiedeten Positionspapier deswegen eine Gesamtevaluierung des zivilen, polizeilichen und militärischen Engagements in Afghanistan gefordert, um unser Handeln zu bewerten und Lehren für die Zukunft daraus zu ziehen – das wird mit der Einsetzung einer Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages in der kommenden Legislaturperiode am ehesten gelingen können. Doch Fakt ist: Wir müssen politisch jetzt alle Kraft in die Evakuierung der Menschen aus Afghanistan setzen und so viele wie möglich in Sicherheit bringen.
Die Bilder im Internet und Fernsehen bestürzen mich täglich zutiefst, zumal ich seit vielen Jahren diesem Land eng verbunden bin. Als ich vom 23. bis zum 30. Mai 2006 und vom 02. bis zum 06. September 2008 in Afghanistan war, habe ich im Land Licht und Schatten gleichermaßen erlebt. Aber bei vielen Expert*innen überwog doch die Hoffnung, dass die gesellschaftlich stabilisierenden Prozesse zwar einerseits einen langen Atem bräuchten, aber andererseits viele Erfolge für die Menschen in dem Land dauerhaft möglich wären. Es wurden Unis errichtet, Kinder genossen durchgängige Schulbildung, es wurden große Schritte in Sachen Selbstbestimmung und Gleichberechtigung getan. All das nun „in Scherben“ zu sehen, bricht mir das Herz. Aber alle Prognosen müssen sich schlussendlich an der Realität messen lassen und es zeigt sich leider, dass viele Prognosen leider eben doch nicht zutreffend waren. Nicht nur wir Abgeordneten, sondern auch die internationalen Partner und zahlreiche Afghanistan-Expert*innen haben die Lage falsch eingeschätzt. Es gibt nichts zu beschönigen. Fast zwei Jahrzehnte haben viele Menschen intensiv daran gearbeitet, das Leben mit und für die Menschen in Afghanistan zu verbessern, und es ist leider zu befürchten, dass davon nun nicht viel bleiben wird.
Sechs Veranstaltungen zum Thema
Ich habe übrigens von 2007 bis 2013 sechs öffentliche Informations- und Diskussionsveranstaltungen in Eutin zu der Entwicklung und den Perspektiven Afghanistans mit namhaften Expert*innen durchgeführt, da gerade in Eutin aus dem Aufklärungsbataillon der Oberst-Herrmann-Kaserne (früher „Rettberg-Kaserne“) seit über zwei Jahrzehnten Jahr für Jahr bis zu 200 junge Soldatinnen und Soldaten in die Auslandseinsätze nach Afghanistan, Bosnien, den Kosovo oder auch Mali gehen bzw. gegangen sind. Dabei lade ich als Referenten sehr bewusst Menschen aus so verschiedenen Bereichen wie der Entwicklungshilfe (GTZ) wie auch der Verteidigungs- und Außenpolitik ein – wie u.a. den jahrelangen „Chef“ des Kabuler Büros der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit Hans Hermann Dube, den heutigen Staatsminister beim Bundesminister des Auswärtigen Amtes Niels Annen, die Leiterinnen des Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kabul Tina Marie Blohm und Dr. Almut Wieland Karimi und viele mehr aber auch Soldat*innen, Schüler*innen und geflüchtete Menschen aus Afghanistan. Ich hätte mir zu all diesen Veranstaltungen immer noch viel mehr Interessierte und Gäste gewünscht. Es ist schade, dass bei vielen Menschen das Interesse an dem Schicksal Afghanistans erst angesichts der aktuellen dramatischen Bilder zu erwachen erscheint.
Vor Ort
1.-3. Bild: Persönliche Besuche bei "meinen" Eutiner Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan. 4. Bild: 2009 nahm die langjährige Afghanistan-Expertin Tina Marie Blohm meine Einladung nach Eutin an und sprach über die Situation der Frauen und Mädchen in dem Land. (Fotos: Büro Hagedorn)
Truppenbesuche in Afghanistan und Kosovo
Ich habe mich mehrfach persönlich in Afghanistan über die Lage dort informiert – zuletzt Anfang September 2008. Ebenso war ich dreimal im Kosovo (zuletzt im April 2008) und in Bosnien – Abstimmungen zu den Auslandseinsätzen sind immer schwierige Gewissensentscheidungen, die wir Abgeordneten aber nicht nur vor den Wählerinnen und Wählern, sondern vor allem auch vor den Soldaten, Polizisten und Wiederaufbauhelfern sowie vor der unschuldigen Zivilbevölkerung in den Krisengebieten verantworten können müssen.
Das ist der Grund, warum ich einerseits selbst zur besseren Information in diese Krisengebiete reise und andererseits regelmäßig in Eutin als dem Ort, wo Jahr für Jahr mindestens 200 junge Menschen von der Oberst-Herrmann-Kaserne (bis 12. August 2021 trug sie den Namen Rettberg-Kaserne) aus in die Auslandseinsätze gehen, Veranstaltungen mit anerkannten Experten zur Information und Diskussion anbiete. Dabei lade ich als Referenten sehr bewusst Menschen aus so verschiedenen Bereichen wie der Entwicklungshilfe (GTZ) wie auch der Verteidigungs- und Außenpolitik ein.
Von vielen Kritikern an den Auslandseinsätzen wünsche ich mir, dass sie sich dieser Diskussionschance vor Ort stellen. Ich freue mich, dass am 09.07.2009 die erste Frau mit langjähriger Afghanistanerfahrung – sie hat im Herbst 2008 ihre Tätigkeit für die Friedrich-Ebert-Stiftung in Kabul beendet – als Referentin über die Situation der Mädchen und Frauen in Afghanistan in der Kreisbibliothek Eutin auf meine Einladung hin berichtet hat.
Veranstaltungen
02.04.2007 mit Hans Hermann Dube: "Afghanistan – Ziviler Wiederaufbau in einem Konfliktland. Hintergründe und Ausblicke" im Eutiner Schloss am 2. April 2007 mit dem Teamleiter des Kabuler Büros der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit Hans Hermann Dube, meinem Bundestagskollegen aus dem Verteidigungsausschuss Prof. Jörn Thießen und in Anwesenheit unseres damaligen Innenministers und SPD-Landesvorsitzenden Ralf Stegner.
02.04.2007 mit Hans Hermann Dube: "Afghanistan – Ziviler Wiederaufbau in einem Konfliktland. Hintergründe und Ausblicke" im Eutiner Schloss am 2. April 2007 mit dem Teamleiter des Kabuler Büros der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit Hans Hermann Dube, meinem Bundestagskollegen aus dem Verteidigungsausschuss Prof. Jörn Thießen und in Anwesenheit unseres damaligen Innenministers und SPD-Landesvorsitzenden Ralf Stegner.
31.10.2007 mit MdB Jörn Thießen in Eutin: "Afghanistan – so viel Militär wie nötig, so wenig wie möglich: Gratwanderung im Bemühen um Stabilität", in der Aula des Weber-Gymnasiums in Eutin am 31. Oktober 2007 mit dem Mitglied des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages MdB Prof. Jörn Thießen.
06.10.2008 mit dem MdB Niels Annen im Jagdschloss Eutin: Am 6. Oktober 2008 lud ich – aktueller ging es nicht, denn am 7. Oktober war im Bundestag die 1. Lesung zur Verlängerung des ISAF-Mandates für Afghanistan – erneut ein zu: "Afghanistan – Erwartungen der deutschen und afghanischen Politik an Wiederaufbau und Stabilität" im Jagdschlössschen in Eutin-Sielbeck um 19:00 mit MdB Niels Annen, Mitglied im Auswärtigen Ausschuss. Niels Annen hat sich mehrfach persönlich in Afghanistan über die Lage informiert – ebenso wie ich. Ich war im Mai 2006 und Anfang September 2008 in Afghanistan, dreimal im Kosovo (zuletzt im April 2008) und in Bosnien – Abstimmungen zu den Auslandseinsätzen sind immer schwierige Gewissensentscheidungen, die wir Abgeordneten aber nicht nur vor Ihnen als Wählerinnen und Wählern, sondern vor allem auch vor den Soldaten, Polizisten und Wiederaufbauhelfern sowie vor der unschuldigen Zivilbevölkerung in den Krisengebieten verantworten können müssen.
09.07.2009 in Eutin mit Tina Maria Blohm vom Julius-Leber-Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung: Weiblich, jung, afghanisch – Perspektiven der Frauen und Afghanistan": Die Dithmarscherin Tina Maria Blohm leitet seit Dezember 2008 das Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kabul. Sie beschrieb in der Kreisbibliothek zwei Frauen einer neuen Generation, die sich nicht mehr unter der Burka und zum Dasein eines rechtlosen Wesens zwingen lassen: Die Leiterin des Frauenhauses in der Provinzhauptstadt Herad und eine 28-jährige Angestellte des Goethe-Institutes in Kabul, die bei deutschen Soldaten die deutsche Sprache gelernt hat und sich erfolgreich einer immer noch üblichen Verheiratung widersetzt. Tina Blohm: "Sie liefert fast ihr ganzes Einkommen bei ihrem Vater ab und erkauft sich damit quasi die Freiheit, unverheiratet zu bleiben." Die Arbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung konzentriert sich darauf, demokratische Prozesse zu fördern und über die Vermittlung von Methoden friedlicher Konfliktlösung für den Frieden zu arbeiten.
03.09.2010 Diskussionveranstaltung "Internationales Engagement für Afghanistan" mit Expertin Dr. Almut Wieland Karimi: Auf der Diskussionveranstaltung "Internationales Engagement für Afghanistan" informierte die renommierte Expertin Dr. Almut Wieland Karimi auf Einladung der Bundestagsabgeordneten Bettina Hagedorn über die aktuelle Lage in Afghanistan. Die Orientalistin war von 2002-2005 Leiterin des Kabuler Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Afghanistan und seit 2009 Direktorin und Geschäftsführerin des Zentrums für internationale Friedenseinsätze in Berlin.
In ihrem Vortrag berichtete sie:
- auf der einen Seite über die positiven Erfolge, wie dem Aufbau von sechs Universitäten in Kabul, dem Schulbesuch von 7 Millionen Kindern, der 2. Parlamentswahl und den Erfolgsbilanzen bei der afghanische Armee und der Polizei.
- Auf der anderen Seite berichtete Dr. Wieland Karimi von den Schwierigkeiten, die Hilfe der internationalen Organisationen, der zahlreichen Staaten und der Nichtregierungsorganisationen zu koordinieren und Probleme rechtzeitig zu erkennen und zu beheben. Die Referentin glaubt aber, auf Grund der sichtbaren Fortschritte in Afghanistan an einen Erfolg, der allerdings nur mit viel Geduld erreicht werden kann. Im Anschluss an den Vortrag entbrannte eine lebhafte Diskussion mit den Gästen unter der Moderation der SPD-Bundestagsabgeordneten Gabriele Hiller-Ohm in der Aula des Carl-Maria-von-Weber-Gymnasiums in Eutin. Die Abgeordnete Bettina Hagedorn informierte mit dieser Veranstaltung bereits zum fünften Mal über die aktuelle Lage in Afghanistan.
05.11.2010 in der Rettberg-Kaserne Eutin (2021 in Oberst-Herrmann-Kaserne umbenannt): Die schleswig-holsteinischen SPD-Bundestagsabgeordneten Jens-Volker Kronisch, Hans-Peter Bartels, Ernst Dieter Rossmann und Franz Thönnes trafen sich am 5. November 2010 in der Rettberg-Kaserne Eutin zu ihrer jährlichen Klausurtagung. Bei dem Treffen und einem anschließenden Pressegespräch ging es schwerpunktmäßig um die Zukunft der Bundeswehrstandorte in Schleswig-Holstein und Ostholstein – mit der Wahl der Rettberg-Kaserne als Gesprächsort wollten wir auch ein Zeichen für den Standort Eutin und die von dort jährlich ca. 150 Bundeswehrsoldaten in Auslandseinsätzen (gerade in Afghanistan) setzen. Gesprächspartner der Landesgruppe waren neben Konteradmiral Jens-Volker Kronisch, Kommandeur des Wehrbereichs Küste I, auch Oberstleutnant Matthias Henkelmann, Kommandeur des Aufklärungsbataillons 6. Den Einsparvorgaben von acht Milliarden Euro im Verteidigungsetat und auch der geplanten Strukturreform stehe ich äußerst kritisch gegenüber. Für eine solch umfangreiche Reform sind stets erst einmal Mehrausgaben nötig, bevor man – natürlich dringend notwendige – Einsparungen erreichen kann. Die schleswig-holsteinische Landesregierung muss sich stärker für den Erhalt der hiesigen Bundeswehrstandorte einsetzen.
25.01.2013 Veranstaltung zu Kriegstraumata mit dem Oberstarzt Jürgen Canders in Eutin, Kommandeur Richard von Stetten und Militärseelsorger Gerrit Degenhardt: In die Aula des Carl-Maria-von-Weber-Gymnasiums in Eutin waren am 25. Januar etwa 60 Zuhörer gekommen, um einer bewegenden Diskussion über das Krankheitsbild der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) zu folgen. Auf Einladung von Bettina Hagedorn sprang als Referent sehr kurzfristig Oberstarzt Dr. Jürgen Canders, Fachbereichsleiter Sanitätsdienst und Gesundheitswissenschaft an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg, ein, da der ursprünglich als Referent zu diesem Thema eingeladene Reinhold Robbe seine Teilnahme leider kurzfristig am Veranstaltungstag aufgrund eines Krankheitsfalls in seiner Familie absagen musste. Robbe war von 2005 bis 2010 Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages, es ist sein Verdienst, dass das Thema PTBS heute offen diskutiert werden kann. Auf sein Betreiben hin ist auch das Therapiezentrum für Trauma-Patienten in Berlin entstanden. Zusammen mit Canders, Gerrit Degenhardt, dem Militärseelsorger der Marineunteroffizierschule in Plön, und Oberstleutnant Richard von Stetten, dem Kommandeur der Rettberg-Kaserne in Eutin (2021 in Oberst-Herrmann-Kaserne umbenannt), diskutierte Bettina Hagedorn drei Stunden vor und mit einem interessierten Publikum über das Krankheitsbild der Posttraumatischen Belastungsstörung.
27.11.2015 gemeinsam mit Niels Annen, MdB und außenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Regina Poersch, MdL und europapolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, und Bürgerinnen und Bürgern in der Kreisbibliothek Eutin: In seinem Einführungsvortrag legte mein Bundestagskollege Niels Annen dar, dass weltweit 60 Millionen Menschen auf der Flucht sind. Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und die nackte Angst um ihr Leben sind meist die Ursache für einen solchen Fluchtweg. Diese Fluchtursachen müssen entschlossen bekämpft werden. Deshalb muss der begonnene politische Prozess in Syrien, mit allen konkurrierenden Bevölkerungsgruppen einen Waffenstillstand zu erreichen, unbedingt fortgeführt werden. Auch wenn man noch weit von einer tragfähigen politischen Lösung entfernt ist, geben die Ergebnisse von Wien Anlass für vorsichtigen Optimismus. Zum anderen muss die humanitäre Hilfe vor Ort gesichert und ausgebaut werden, so Niels Annen.
Insbesondere die Rolle Europas ist beschämend, erklärte Regina Poersch in ihrem Referat. Griechenland und Italien werden allein gelassen. Die EU-Innenminister hatten sich im September in Brüssel darauf verständigt, insgesamt 160.000 Flüchtlinge gleichmäßiger über Europa zu verteilen. Bis heute sind "30" Flüchtlinge verteilt worden. Ich berichte ausführlich über die beschlossenen Mittel des Haushaltsausschuss für die Flüchtlingsintegration. So wurden z. B. 48 Mio. für ein Sonderprogramm "Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug" zur Verfügung gestellt. Mit diesen Mitteln können sich 10.000 Interessierte zusätzlich in der Flüchtlingshilfe engagieren. Weitere 15 Mio. Euro sind für Sprachkurse vorgesehen. Das Personal beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und bei der Bundespolizei wird aufgestockt. Bei der anschließenden Diskussion wurden viele weitere Aspekte angesprochen, wie die Rolle der Türkei, die Flüchtlinge in Afrika oder auch die gefühlte Benachteiligung der deutschen Bevölkerung.
Veranstaltungen mit Schülern zu Afghanistan:
22.12.2016 Bettina Hagedorn zu Gast bei den BikDaZ*-Klassen:
An der einstündigen Diskussion nahmen ca. 80 Schülerinnen und Schüler aus Afghanistan, Syrien, Eritrea, dem Irak und anderen teil
(*Berufsintegrationsklasse – Deutsch als Zweitsprache ). Die Hauptthemen der Gespräche waren die Angst vor den Abschiebungen, Auswirkungen des Terrorismus in Europa auf die Flüchtlinge, ihre Wohnsituation und Ausbildungsmöglichkeiten sowie der Familiennachzug. Am 7. März 2017 werden die Schülerinnen und Schüler Frau Hagedorn in Berlin besuchen, wo sie sich über ihre Arbeit im Bundestag informieren können.
22.12.2019 Gespräch mit Flüchtlingen in der Kreisberufsschule Ostholstein in Eutin:
Gemeinsam mit der Lehrerin Kamile Köhnke und dem Direktor der Kreisberufsschule Carsten Ingwertsen-Martensen beantwortete ich die Fragen der 60 Schülerinnen und Schüler der DaZ-Klassen. Auf Einladung der Kreisberufsschule Ostholstein besuchte ich diese DaZ-Klassen in Eutin. In diesen Klassen werden 60 junge Ausländer zwischen 15 und 18 Jahren unterrichtet, die Deutsch als Zweitsprache (DaZ) lernen. Da die meisten Schülerinnen und Schüler aus Afghanistan stammen, war die Angst vor einer Abschiebung das Hauptthema, aber auch der Terroranschlag in Berlin beschäftigte die Jugendlichen sehr. Ich freue mich schon sehr auf den Gegenbesuch der Schülerinnen und Schüler im März bei dem sie sich über die Arbeit im Bundestag vor Ort in Berlin informieren werden.
Zum Zeitungsartikel